Unser vierter Abend bei Young Euro Classic in diesem Jahr wurde von der Sommerakademie der Wiener Philharmoniker gegeben. Es war kein ganz großes Orchester: doppeltes Holz, außer zwei Hörnern und zwei Trompeten kein Blech, außer Pauken kein Schlagwerk. Entsprechend klassisch – und bekannt – war das Programm.

Den Auftakt machte die »Symphonie classique D-Dur op. 25« von Sergej Prokofiew. Die Symphonie sollte in etwa das zeigen, was Haydn geschrieben hätte, wäre er im 20. Jahrhundert noch am Leben gewesen. Das Stück ist temperamentvoll und frisch, dabei klassisch durchsichtig, und auch von den Dimensionen im Wiener klassischen Bereich: Im Konzert dauerte das Werk gerade einmal gute 15 Minuten.
Nach kurzem Umbau folgte das Cellokonzert a-Moll op. 129 von Robert Schumann. Ein ernstes Werk mit Tiefgang, für den Solisten schwer, aber durchaus nicht virtuos, und vielleicht deshalb auch nicht ganz so bekannt und beliebt wie z. B. das Klavierkonzert des Romantikers. Im Orchester hörte man die typischen Farben Schumanns, und nicht nur mir sondern auch meiner Begleitung fiel der außerordentlich schöne Ton des Solocellos auf. Für mich gehört das Werk häufiger in den Konzertsaal – es dürfte genug Cellisten geben, die dem Stück emotional gewachsen sind.

Nach der Pause stand ein einziges Werk auf dem Programm: die 4. Symphonie A-Dur op. 90, die »Italienische« von Felix Mendelssohn-Bartholdy. In Italien begonnen (bzw. stammte die erste Inspiration von einer Italienreise) schrieb Mendelssohn das Stück über ein Zeitraum von drei Jahren – für einen Komponisten, der sehr jung schon sehr viel Musik geschaffen hatte, durchaus ein langer Zeitraum. Das Orchester hatte zum Teil seine Probleme mit dem exakten Zusammenspiel, so z. B. im schnellen 6/8-Takt des Kopfsatzes. Erst fand ich das verwunderlich, aber so ein Projektorchester einer Sommerakademie spielt vor dem Konzert wahrscheinlich nicht wochen- oder monatelang zusammen, und dementsprechend kennen sich die Menschen untereinander vielleicht noch nicht gut genug. Dennoch haben die jungen Musiker das Werk ungeachtet der kleinen Wackler zu Anfang hervorragend hinbekommen. Ihr Spiel war in den Ecksätzen sehr temperamentvoll, der langsame Satz gemahnte mit seinem walking bass an toskanische Landschaften, und die Tantarella, die die Symphonie seltsamerweise in Moll beschließt, bildete mit ihren wirbelnden Figuren einen quirligen Kehraus. Was für ein wunderbarer musikalischer Spaß!
Das Orchester gab eine kleine Zugabe: die »Pizzicato-Polka« von Johann und Josef Strauss. Ein weiteres Augenzwinkern also zum Schluss dieses sehr gelungenen Konzertabends.

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