Am Freitag habe ich nach langer Pause wieder einer Veranstaltung live im Konzerthaus beiwohnen können. Das Konzerthausorchester unter Christoph Eschenbach gab die 2. Symphonie von Anton Bruckner. Coronabedingt war dies eine Veranstaltung ohne Pause, und auch ohne Gastronomie im Konzerthaus.
Rechtzeitig gegen halb acht war ich vor Ort, um die Sicherheitsformalitäten zu durchlaufen: An der 1. Station wurde geprüft, ob ich in der richtigen Schlange stehe (es gab Laufwege für die verschiedenen Bereiche im Parkett und in den Rängen), an der 2. Station ist mein G-Status kontrolliert worden. An der 3. Station wurde ich aufgefordert, mich über die Corona- oder die Luca-App einzuloggen. Die alte Dame vor mir schaute den Herrn vom Einlass so verständnislos an, dass dieser hinzufügte: »oder Sie tragen sich dort in die Liste ein«. An der 4. Station schließlich wurde mein Ticket gescannt – hier hätte es auch Programmzettel gegeben, was ich aber erst erfuhr, als ich schon vor dem 2. Rang stand und die Dame an der Tür mir nicht helfen konnte…
Ich wartete dann im Saal auf meine Begleiter. Inzwischen war auch das Orchester auf der Bühne eingetroffen und hatte begonnen, sich recht lautstark einzuspielen. Wir vermuteten, dass auch dies coronabedingt in den Garderoben nicht mehr möglich sein dürfte.
Pünktlich begann dann das Konzert mit dem mir leidlich vertrauten Werk. Bislang war dies keine meiner Lieblingssymphonien von Bruckner, aber ich hatte sie auch noch nie live erlebt. Wieder einmal bestätigte sich meine Erfahrung, dass dies durchaus ein Versäumnis ist. Die Kraft und Frische der Symphonie entfaltet sich im Konzert ungleich besser als auf einer CD. Ich werde mich wohl künftig dem frühen Bruckner (auch seine 1. Symphonie hatte ich kürzlich wiederentdeckt) mehr widmen: Dass manche Eigenheiten des Spätwerks (das Feierliche, Weihevolle, Erhabene) noch nicht so ausgeprägt sind, ist kein Makel, sondern lässt Raum für andere Qualitäten, die es sich zu entdecken lohnt.
Orchester und Dirigent boten eine tadellose Aufführung, die dem »jugendlichen« (Bruckner war immerhin schon 48 Jahre alt) Überschwang mehr als gerecht wurde. Ich wünsche den Musikern, dass die Zeit der Einschränkungen bald vorüber ist und ein normaler Konzertbetrieb wieder möglich wird.