Cantô
Besetzung | Zupforchester (Mandoline 1/2, Mandola, Mandoloncello, Gitarre und Kontrabass) |
beendet | 20.07.2012 |
Widmung | Michiko Kataoka, Ensemble Testa Calda |
Sätze | – |
Länge | 17 min. |
Uraufführung | 23.02.2013 |
Verlagsausgabe | Joachim-Trekel-Musikverlag |
Das Werk »Cantô« ist eine Auftragskomposition für Michiko Kataoka und das japanische Ensemble Testa Calda, das seinen Sitz in Tokio hat. Es präsentiert und verarbeitet über weite Strecken gesangliches Material in einem großangelegten Sonatensatz.
Die Region Kantô in Japan besteht aus sieben Präfekturen, und »Cantô« kann in sieben Abschnitte unterteilt werden, die darauf bezug nehmen. »Cantô« ist somit ein Wortspiel aus »canto« (ital. Gesang) und »Kantô« (japanische Region um Tokio).
Die Einleitung ist SAITAMA überschrieben. Ihr musikalisches Material zeichnet die grünen Hügel des Nationalparks nach, der Höhepunkt der Einleitung ist dabei die höchste Erhebung dieser Region.
Die Exposition besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil GUNMA ist ein karges Thema über statischem Tremolo, nur begleitet von einigen wenigen Gitarrenmotiven. Der zweite Teil CHIBA bezieht sich mit seinem hohen Tempo, den Ostinati und nervösen Melodiesegmenten auf so bevölkerte und hektische Gebiete wie den großen Flughafen oder Disneyland und erinnert auch an das schlimme Erdbeben bei Fukushima im Jahre 2011.
Die Durchführung ist IBARAKI überschrieben, diese Region war in der Vergangenheit bekannt für ihre vielen Bergwerke und kriegerischen Bewohner. Der Abschnitt beginnt ruhig, dann aber folgt eine ausgedehnte Doppelfuge, die weite Teile der Durchführung bestimmt. Sie verarbeitet beide großen Themen, aber auch viele andere Motive, und erreicht ihren Höhepunkt bei der Wiederkehr des Hauptthemas, hier TÔKYÔ überschrieben. Dies ist der Höhepunkt des ganzen Stücks und daher benannt nach der wichtigsten Präfektur in Kantô.
Die Reprise kombiniert beide Themen in neuartiger Weise. Diese Sektion ist TOCHIGI überschrieben und verweist mit ihrem Nationalpark auf den in Saitama.
Eine lange Coda, genannt KANAGAWA beschließt das Stück. Sie zeichnet mit ruhig fließendem Material die sanften Landschaften dieser Region nach.
Capriccio
Besetzung | Zupforchester (Mandoline 1/2, Mandola, Gitarre und Kontrabass) |
beendet | 27.08.2002 |
Widmung | Landesjugendzupforchester Brandenburg/Berlin (LJZO) |
Sätze | – |
Länge | 6 min. |
Uraufführung | 26.10.2003 in der Auenkirche Berlin-Wilmersdorf durch das LJZO |
Verlagsausgabe | Vogt & Fritz |
Das »Capriccio« ist ein Konzertstück in klassischer ABA-Form mit einer langsamen Einleitung. Das einleitende Adagio enthält bereits einige der im Hauptteil wichtigen Elemente des Stücks: das Kreisen um den Ton bzw. die Tonart e, die Quart- und Quintschichtungen der Akkorde, den Rhythmus »kurz-lang-kurz«, den Tritonus als wichtiges Begleitintervall. Es folgt der Hauptteil, ein Vivo, in dem sich das Geschehen zumeist um ein markantes rhythmisches Ostinato rankt. Der Mittelteil (Moderato, »groovy« – eigentlich ein Tango!) exponiert ein Thema in der Mandola, das in der 2. Mandoline fortgesetzt wird. Das Material wird motivisch und kanonisch verarbeitet und erscheint zweistimmig in rhythmischer Variation. Percussion-Effekte erhalten Einzug ins Geschehen, bevor in den Tiefen des Orchesters eine kurze Schlusswendung erklingt und der Hauptteil wiederholt wird. Die Coda arbeitet mit dem Thema des Mittelteils, verbindet es mit dem Ostinatorhythmus des Hauptteils und erzeugt einen triumphalen Abschluss des Ganzen.
Concerto da Camera
Besetzung | Zupfensemble oder -orchester (Mandoline 1/2, Mandola, Gitarre und Kontrabass) |
beendet | 01.11.2006 |
Widmung | Spielkreis für Zupfinstrumente Berlin |
Sätze | 1. Allegro fluente – 2. Andante molto sostenuto e cantabile – 3. Allegro assai |
Länge | 10 min. |
Uraufführung | 20.11.2010 im Fontanehaus Berlin durch das Teg’ler Zupforchester Berlin (TZO) |
Verlagsausgabe | Joachim-Trekel-Musikverlag |
Das »Concerto da Camera« entstand auf Anregung des Spielkreises für Zupfinstrumente, der aus dem Teg’ler Zupforchester hervorgegangen und in Berlin tätig ist.
Es handelt sich um eine barock-klassische Komposition in drei Sätzen, bei der besonderen Wert darauf gelegt wurde, trotz leichter Spielbarkeit ein ansprechendes musikalisches Geschehen zu erzeugen, das nicht nur ästhetischen sondern auch künstlerischen Ansprüchen genügt.
Der erste Satz ist dreiteilig und beginnt direkt mit einem fröhlichen Hauptthema. Der Seitensatz moduliert von C-dur nach G-dur und führt zur Wiederholung des Hauptthemas. Nach einer Zäsur beginnt der kontrastierende Mittelteil in B-dur. Eine lyrische Melodie wird exponiert und anschließend reichhaltig erweitert, bevor wieder der Hauptteil erklingt. Eine kurze Coda beschließt diesen freundlichen Kopfsatz.
Der zweite Satz besteht hauptsächlich aus Akkordbrechungen, die eine besondere Ruhe in der Ausführung verlangen. Die Bewegung wandert von der ersten Stimme zur Mandola und zurück, dann erklingt der resolute Mittelteil. Seine scharfen Punktierungen wirken streng und kontrastieren stark mit den fließenden Bewegungen des Hauptteils. Diese beiden Charakteristika werden zu Beginn der Reprise miteinander verbunden, und am Ende bleiben die Akkordbrechungen des Anfangs in feinstem Pianissimo.
Der dritte Satz ist ein übermütiger Kehraus: Sein schwungvolles Thema bricht in der Wiederholung überraschend ab und wird fugiert durchgeführt. Die tumultartige Polyphonie dieses Teils führt plötzlich zum Seitensatz des Themas zurück und leitet die kurze Schlusswendung ein, die das Werk stimmig abrundet.
Concerto No. 1
Besetzung | Zupforchester (Mandoline 1/2, Mandola, Gitarre und Kontrabass) |
beendet | Februar 1998 (revidierte Fassung, Erstfassung 1995) |
Widmung | Heinz Pfalzgraf (posthum) |
Sätze | 1. Allegro – 2. Andante con moto – 3. Allegro giocoso |
Länge | 11 min. |
Uraufführung | 05.12.1998 im Fontanehaus Berlin durch das Teg’ler Zupforchester Berlin (TZO) |
Verlagsausgabe | – |
Das Concerto ist stilistisch romantisch bis folkloristisch gehalten; es bedient sich jedoch klassischer Formmodelle. Das beginnende Allegro ist ein Sonatensatz mit drei Themen. Der einleitenden Kette von verminderten Dreiklängen kommt insofern eine formbildende Rolle zu, als dass sie auch vor Reprise und Coda wieder auftaucht.
Der zweite Satz besticht durch romantisch verschleierte Harmonik. Im Mittelteil wird das fröhliche Dur-Thema zuerst den Gitarren anvertraut.
Im dritten Satz erklingt nach einer langsamen Einleitung ein schwungvolles Thema. Der kontrastierende Mittelteil verarbeitet Material aus dem zweiten Satz.
Das Concerto wurde 2007 einer zweiten Revision unterzogen, durch die insbesondere der dritte Satz eine neue Gestalt erhielt.
Concerto Nr. 2
Besetzung | Violine solo und Zupforchester (Mandoline 1/2, Mandola, Gitarre und Kontrabass) |
beendet | 21.12.1997 |
Widmung | – |
Sätze | 1. Allegro moderato – 2. Andante sostenuto – 3. Molto vivo e ritmico |
Länge | ca. 18 min. |
Uraufführung | 19.06.2004 im Konzertsaal der UdK Berlin durch das Landeszupforchester Berlin (LZO) |
Verlagsausgabe | – |
Das Concerto Nr. 2 ist der erste Schritt in harmonische Gebiete jenseits der Tonalität. Es beginnt mit einem Sonatensatz, der traditionell zwei Themen exponiert. Diese werden ausführlich durchgeführt, die resultierenden Charaktere sind mannigfaltig.
Im zweiten Satz werden einem kontemplativen Thema, das wie in einer Passacaglia auftritt, in zehn Variationen verschiedenste Gegenstimmen hinzugefügt.
Das Finale schließt sich attacca an den langsamen Satz. Tumultartig wechseln sich mehrere kleine Motive ab, bevor im Mittelteil ein grotesker Tanz an Schostakowitsch erinnert. Nach einer großen Kadenz, in der alle Themen des Konzertes wiederkehren, erklingt die Reprise des Hauptteils. Buntes Treiben in allen Stimmen, dann eine Reminiszenz an den Kopfsatz und schließlich eine Stretta, die das Konzert temperamentvoll beschließt.
Concerto Nr. 3
Besetzung | Mandoline solo, Schlagzeug und Zupforchester (Mandoline 1/2, Mandola, Gitarre und Kontrabass) |
beendet | 26.01.2009 |
Widmung | Berliner Zupforchester (BeZO) |
Sätze | 1. Allegro – 2. Largo – 3. Grave. Allegretto |
Länge | ca. 17 min. |
Uraufführung | 03.05.2009 im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie durch das Berliner Zupforchester |
Verlagsausgabe | Joachim-Trekel-Musikverlag |
Das Concerto Nr. 3 bewegt sich stilistisch auf dem Pfad Dmitri Schostakowitschs. Vorbilder waren besonders die Symphonien und Konzerte des russischen Komponisten.
Der erste Satz ist ein klassischer Sonatensatz. Nach einem Schlag der großen Trommel beginnt das Soloinstrument fast unbegleitet mit dem Hauptthema. Die folgenden Motive sind vielfältig, nach der dramatischen Durchführung und einer langen Kadenz erklingt die Reprise im Gewand eines Marsches.
Die kontemplative Stimmung des zweiten Satzes macht ihn zum emotionalen Höhepunkt des Konzerts. Zwei Themen wechseln einander ab, so dass eine fünfteilige Form entsteht.
Der dritte Satz ist ein temperamentvolles Finale, das nochmals Material des ersten Satzes verarbeitet. Hier kann die Solomandoline ihre Virtuosität unter Beweis stellen.
Concerto Nr. 4
Besetzung | Klarinette solo und Zupforchester (Mandoline 1/2, Mandola, Gitarre und Kontrabass) |
beendet | 10.12.2013 |
Widmung | Teg’ler Zupforchester (TZO) |
Sätze | 1. Allegro – 2. Vivace – 3. Andante – 4. Allegro giocoso |
Länge | ca. 14 min. |
Uraufführung | 22.11.2014 im Fontanehaus Berlin-Reinickendorf durch das Teg’ler Zupforchester |
Verlagsausgabe | Joachim-Trekel-Musikverlag |
Als letztes Werk der Reihe entstand das Concerto Nr. 4 für das Teg’ler Zupforchester. Es fügt dem Zyklus zwei Facetten hinzu: die Viersätzigkeit und mit der A-Klarinette ein Blasinstrument als Solo.
Der erste Satz beginnt mit einem Tutti-Forte, das sofort das Hauptthema in lydischem D vorstellt. Die Musik wandert frei durch den Quintenzirkel, wirkt dabei stets tonal und frisch. Die Motive des Themas werden vielseitig durchgeführt und mit neuem Material kombiniert. Nach einem kleinen Höhepunkt erfolgt der Übergang zum Mittelteil. Dieser präsentiert ein gesangliches Thema voller Tremolo-Schmelz. Auch dieses wird verarbeitet und kehrt in erweiterter Form mit fast hymnischem Charakter wieder. Nach einer kurzen Kadenz erklingt wieder das Material das Hauptteils, diesmal durchsetzt mit der Kantilene des Mittelteils. Der Satz endet ruhig in den tiefen Registern des Orchesters.
Der zweite Satz ist ein spukhaftes Scherzo. Thema und Begleitung sind stark chromatisch, die Musik geht selten über den Pianobereich hinaus. Das Trio mutet klezmerartig an, es verwendet die sog. Zigeunertonleiter in der Solostimme. Das Orchester begleitet mit farbig-chromatischen Akkorden. Bei der Rückkehr wird das Scherzo durch eine Coda erweitert, am Ende verschwindet die Musik chromatisch ins Pianissimo.
Der dritte, langsame Satz in freier Form besticht durch romantische Kantilenen, vornehmlich im Solo, und einen durchgängigen »Walking Bass«, der dem Kontrabass eine besondere und wichtige Rolle verleiht. Die emotionalen Höhepunkte in Takt 34 und 47 sind nach dem Prinzip des Goldenen Schnitts angeordnet.
Im letzten Satz tritt wieder humorvolle Spielfreude in den Fokus des Geschehens. Eine lustige Melodie wird exponiert, die in harmonisch unbestimmte bis falsch klingende Seitenteile abdriftet. Plötzliche Unisoni markieren Übergänge zu neuen Formteilen. Nach zarten, durch Generalpausen getrennten Reminiszenzen einiger Motive überrascht ein bekanntes Zitat, das die Rückkehr des Hauptthemas ankündigt. Die Musik endet in ausgelassenem Jubel mit Synkopen, farbiger Akkordik und trillerlastigen Kapriolen im Soloinstrument.
Crags of Ayrshire
Besetzung | Zupforchester (Mandoline 1/2, Mandola, Gitarre 1/2 und Kontrabass) mit Percussion ad lib. |
beendet | 18.03.2018 |
Widmung | Landesjugendzupforchester Brandenburg/Berlin (LJZO) |
Sätze | – |
Länge | ca. 16 min. |
Uraufführung | 11.05.2024 im Rahmen des Festivals der Landesorchester, Wirges |
Verlagsausgabe | – |
»Crags of Ayrshire« basiert auf einer Reise nach Schottland, die das LJZO Brandenburg/Berlin im Herbst 2016 unternommen hat. Es ist ein programmatisches Konzertstück in Sonatenhauptsatzform, das das romantische »Culzean Castle« an der Bucht von South Ayrshire im Westen Schottlands porträtiert.
Die Einleitung beschreibt die Morgenstimmung an den Klippen von Ayrshire: Nebelschwaden steigen auf, eine leichte Brise durchstreift den Country Park, dargestellt durch alterierte Akkorde, leise bis zu 6-stimmig tremoliert von den Plättcheninstrumenten.
In der Exposition des Hauptteils wird das Schloss im morgendlichen Dunst sichtbar. Das Hauptthema des Werks basiert auf streng 4-taktigen Phrasen und repräsentiert so die geometrische Regelmäßigkeit der Schlossarchitektur. Der Nebel verfliegt, das Thema steigert sich bis in ein edles Fortissimo, wo es mit einem Tutti-Höhepunkt in B-Dur endet.
Das cis-Moll-Seitenthema beginnt nach einem harten Schnitt im 6/8-Takt. Es stellt die unstete Witterung an der Bucht dar: Wind, Nieselregen, Seegang mit Wellen, dramatische Wolkenformationen… Entsprechend unregelmäßig ist das Thema (bzw. die Motivfetzen) gesetzt. Alle Instrumente fallen einander ständig in verschiedenen Phrasenlängen und individueller Dynamik ins Wort und bilden so die nächste Steigerung zur Schlussgruppe in G-Dur.
Nachdem sich die Musik beruhigt hat, beginnt die Durchführung in schillernder Bitonalität. Aus dieser Ruhe heraus beginnt eine Fuge über das Hauptthema. Ein erster Höhepunkt wird erreicht, der die Rückkehr zum 6/8-Takt markiert. Ab hier wird mit viel Chromatik, Sequenzen, Tremoli und 16tel-Figuren das Bild eines Seesturms gezeichnet. Es ist ein leidenschaftlicher Abschnitt, nach dessen hochdramatischem Höhepunkt die Reprise in strahlendem Forte einsetzt.
Diese ist ähnlich wie die Exposition aufgebaut, jedoch verkürzt. Das Seitenthema steht diesmal in e-Moll und die Schlussgruppe endet in B-Dur.
Es folgt eine ruhige Coda, die noch einmal einige Motive Revue passieren lässt, bevor das Geschehen langsam wieder im Nebel versinkt.
Mein Werkstattbericht beschreibt exemplarisch und detailliert die Entstehungsgeschichte dieses Werks.
Divertimento
Besetzung | Zupforchester (Mandoline 1/2, Mandola, Gitarre und Kontrabass) mit obligaten Pauken |
beendet | 06.04.2015 |
Widmung | Norddeutsches Zupforchester |
Sätze | 1. Invention: Allegro ritmico – 2. Klage: Andante grave e mesto – 3. Toccata: Allegro vivo |
Länge | ca. 13 min. |
Uraufführung | 26.02.2017 Norddeutsches Zupforchester e. V. unter Maren Trekel, Peter Greszek, Hamburg |
Verlagsausgabe | Joachim-Trekel-Musikverlag |
Das »Divertimento« für Zupforchester mit obligaten Pauken entstand auf Anregung von Maren Trekel für das Norddeutsche Zupforchester, dem es auch gewidmet ist.
Der erste Satz »Invention« beginnt mit einem markanten Terzmotiv, aus dem sich ein polyphones Gewebe entwickelt. Die Pauke setzt mit einem rhythmisch profilierten Thema ein, das vom Orchester aufgegriffen wird. Ein plötzlicher Tempowechsel markiert den zweiten Teil, der neues Material vorstellt. Später wird dieses mit dem Thema des ersten Teils verarbeitet. Ein dritter Teil findet zurück zum Ursprungstempo. Die von den Gitarren synkopisch begleitete Tremolokantilene zeigt erstmals klare Periodenbildung und ist auch harmonisch herkömmlicher strukturiert. Abschließend werden alle drei Teile gemeinsam durchgeführt. Eine aufgeregte Stretta folgt, der Satz endet mit einem Accelerando, in dem sich ein Motiv des zweiten Teils gleichsam durchs ganze Orchester in die Tiefe stürzt.
Der zweite Satz »Klage« ist ein Trauergesang und Andenken an einen guten Freund, der im Oktober 2014 plötzlich verstorben ist. Nach kurzer Einleitung über stehenden Sekundklängen der Gitarren erklingt ein achttaktiges chromatisches Thema. Es wird mehrfach wiederholt und verdichtet, die Pauke markiert nur jeweils den neuen Themeneinsatz. Auf dem Höhepunkt der Steigerung mit sechsstimmigem Tremolo reißt die Musik ab, und nach einer atemlosen Viertelpause bricht die Pauke mit schweren Schlägen die Stille. Das Thema kehrt zurück, schmerzvoll und verzweifelt, sinkt in sich zusammen. Der Satz endet mit leeren Sekundklängen der Gitarren.
Im dritten Satz »Toccata« wird ein fugierter Hauptteil unterbrochen von einem gesanglichen Mittelteil, der die Kantilene aus dem ersten Satz aufgreift. In mehreren großen Steigerungen steuert das Geschehen auf die Schlusscoda zu, die von einem großen Orgelpunkt auf der Dominante D eingeleitet wird und Satz und Werk temperamentvoll beschließt.
Kaleidoskop
Besetzung | Zupforchester (Mandoline 1/2, Mandola, Gitarre 1/2 und Kontrabass) |
beendet | 16.07.2013 |
Widmung | Landesjugendzupforchester Sachsen |
Sätze | – |
Länge | 12:30 min. |
Uraufführung | 29.05.2014 im Rahmen des Eurofestivals in Bruchsal durch das LJZO Sachsen |
Verlagsausgabe | Joachim-Trekel-Musikverlag |
KALEIDOSKOP entstand als Auftragswerk für das Eurofestival 2014 in Bruchsal. Es ist dem Landesjugendzupforchester Sachsen gewidmet, das im Rahmen des Festivals die Uraufführung spielte.
KALEIDOSKOP ist ein Variationszyklus über ein eigenes Thema. Die Idee des Werks ist den Orchestervariationen op. 31 von Arnold Schönberg nachempfunden in dem Sinne, dass auf eine langsame Einleitung das eigentliche Thema folgt, dann eine Reihe von Variationen und am Schluss die letzte Variation in Gestalt des großen Finalteils. Darüber hinaus sind die einzelnen Variationen in einer Weise angeordnet, dass man hierin eine Sonatenform erkennen mag – ähnlich dem Finalsatz aus der 4. Symphonie von Johannes Brahms.
Tonsprachlich ist KALEIDOSKOP vielfältig, durchgängige Elemente sind jedoch Pentatonik, parallele Stimmführung in Quinten und Terzen sowie Chromatik und Ganztonleitern. Gemeinsam mit frei verwendeten, teils alterierten Akkorden ergibt dies eine fast impressionistische Klangwelt.
Nach einer kurzen, tastenden Einleitung mit kurzen Tremolophrasen über leisen Gitarrenarpeggi erklingt das Thema in den Mandolen. Es ist ein rhapsodischer Gesang, pentatonisch mit chromatischer Würze und Taktwechseln, die ein klares Metrum verschleiern. Begleitet wird dieser von ruhigen Bässen und Akkorden der Gitarren, Tremoloflächen der 2. Mandolinen und Flageoletts sowie kleinen Sechzehntelgesten der 1. Mandolinen.
In der I. Variation wird das Thema in ein regelmäßiges Metrum gerückt. Es entwickelt sich ein temperamentvoller Dialog zwischen Plättcheninstrumenten und Gitarren bzw. Kontrabass. Ein erster Höhepunkt führt nach kurzer Atempause in die
II. Variation. Hier kann man in den 1. Mandolinen und Mandolen das Seitenthema eines Sonatensatzes erkennen. Das eigentliche Thema liegt in den 2. Gitarren und bildet das Fundament des Geschehens. Die 1. Gitarren tragen mit ihren fließenden Akkordbrechungen das schillernde Element zu dieser Variation bei, die attacca in die
III. Variation übergeht. Hier erklingt das Thema pompös in parallelen Durakkorden, die Exposition des Sonatensatzes hat die Schlussgruppe erreicht. Eine deutliche Zäsur markiert den neuen Abschnitt: Die durchführenden Variationen folgen.
Die IV. Variation verbindet Haupt- und Seitenthema. Die 1. und 2. Gitarren treten in einen Dialog, den die Plättcheninstrumente mit einem farbigen Tremoloteppich begleiten.
In der V. Variation, die attacca folgt, wird das Material erstmals freier gehandhabt. Hier erkennt man allenfalls in den Phrasenenden das Variationsthema wieder. Die chromatisch fortschreitende Begleitung in durchgängigen Achteln erzeugt einen Drive, der etwa an russische Volksmusik erinnert. Nach einer tumultartigen Steigerung »fällt« die Musik in die
VI. Variation, die einen starken Gegensatz bildet. Das rhapsodische Element des Themas kehrt zurück, die neuerlichen Taktwechsel verschleiern das Metrum. Eine Solomandoline präsensiert kurze Motive des Themas, dazu gibt das Orchester einzelne Tupfer als Flageolett, tambora oder tremoliert. In äußerster Entspannung und Ruhe enden damit die durchführenden Abschnitte des Zyklus.
Die VII. Variation präsentiert die Reprise des Seitenthemas, hier in erhöhtem Tempo, was eine aufgeregte Stimmung erzeugt. Ganztönige Sechzehntelläufe verstärken diesen Eindruck, der seine Auflösung in der
VIII. Variation erfährt. Dies ist analog zur III. Variation die Schlussgruppe der Reprise. Hier werden die anfangs harten Akkordblöcke nach und nach aufgeweicht und bilden so einen natlosen Übergang zur
IX. Variation und Finale. Hier dominiert das motorische Element: Über einem pulsierenden d der 2. Gitarren bauen sich Themenfetzen auf, das folgende pentatonische Crescendo führt jedoch ins Leere. Nach einer Generalpause bilden sich erneut Strukturen aus Elementen des Themas, die in einen Halbschluss auf Cis7 münden. Die Themenfetzen kehren über einem pulsierenden f zurück, dieses Mal folgt darauf das Seitenthema ff im ganzen Orchester. Nach einer weiteren Episode mit Motiven des Themas erklingt in Takt 402 endlich das Hauptthema als Ganzes. Hier werden viele strukturelle Elemente des Werks vereint: motorisches und fließendes in den Gitarren, Chromatik und Pentatonik in den Mandolen, parallele Quinten und Reibungen in den Mandolinen. Am Ende des Themas beginnt die große Schluss-Steigerung, indem das Hauptmotiv von B-Dur nach C-Dur und dann nach D-Dur gerückt wird. Aus diesen Akkordfeldern besteht auch der Schlussteil, eigentlich ein einziger 16-taktiger Schlussakkord von fast brucknerscher Wucht.
menhir
Besetzung | Symphonieorchester (2, 2, 2, 2 – 4, 2, 3, 0, Pk, Str) |
beendet | 29.09.2020 |
Widmung | Studentenphilharmonie Tübingen |
Sätze | – |
Länge | ca. 7 min. |
Uraufführung | 20.01.2022 in der Paul-Gerhardt-Kirche Stuttgart durch die Studentenphilharmonie Tübingen unter Symeon Ioannidis |
Verlagsausgabe | – |
Menhir ist eine aus dem Bretonischen entlehnte Bezeichnung für einen vorgeschichtlichen, hochragenden Steinblock, der auch als Hinkelstein bekannt ist.
Das Orchesterstück »menhir« beschreibt ein okkultes Ritual um einen solchen Stein: Der Vollmond scheint auf eine Waldlichtung, in ihrer Mitte ein Menhir. Die Stimmung ist mystisch. In der Umgebung beginnen sich Dinge zu regen, Glühwürmchen huschen zwischen den Bäumen hin und her. Waldgeister nähern sich, sie versammeln sich auf der Lichtung und beginnen einen Tanz. Ist es eine Feier, eine Anbetungszeremonie, gar eine Beschwörung…? Vielleicht von allem etwas. Die Gesellschaft der Waldgeister löst sich nach und nach auf, am Ende bleibt nur der Menhir im fahlen Mondlicht.
»menhir« wurde für ein philharmonisches Studentenorchester geschrieben. Daraus resultieren Besetzung und Spieldauer des Stückes. Die harmonische Sprache des Werks ist frei chromatisch, satztechnisch geht es jedoch nicht über die Romantik hinaus.
Salzburger Konzert
Besetzung | Mandola solo, Blockflötenquartett und Zupforchester (Mandoline 1/2, Mandola, Gitarre und Kontrabass) |
beendet | 27.05.2004 |
Widmung | – |
Sätze | 1. Allegro non troppo – 2. Andante sostenuto – 3. Allegro |
Länge | ca. 18 min. |
Uraufführung | 28.05.2005 im Fontanehaus Berlin durch Takaaki Shibata (Mandola) und das Teg’ler Zupforchester Berlin (TZO) |
Verlagsausgabe | – |
Das »Salzburger Konzert« ist eine Hommage à Mozart und bewegt sich somit stilistisch im Bereich der Wiener Klassik.
Der Kopfsatz ist nach klassischem Vorbild ein Sonatensatz mit doppelter Exposition, das Soloinstrument tritt erst in der Wiederholung in Erscheinung. Es entwickelt sich ein Dialog, an dem Solist und Orchester gleichberechtigt teilhaben. Gegen Ende des Satzes hat der Solist Gelegenheit, sein Können in einer Kadenz unter Beweis zu stellen.
Im langsamen Satz wechseln melancholische und schwelgerische Melodien einander ab. Auch hier begleiten sich Solist und Orchester gegenseitig.
Der dritte Satz ist ein flottes Rondo. Dem Hauptthema werden zwei kontrastierende Gedanken gegenübergestellt, die bei ihrer Wiederkehr miteinander verbunden werden. Nachdem Achteltriolen in den 2/2-Takt Einzug erhalten, findet das Konzert einen schwungvollen Abschluss.
Rituel
Besetzung | Zupforchester (Mandoline 1/2, Mandola, Gitarre 1/2 und Kontrabass) |
beendet | 27.06.2010 |
Widmung | Landesjugendzupforchester Brandenburg/Berlin (LJZO) |
Sätze | – |
Länge | 6:40 min. |
Uraufführung | 05.06.2011 in der Kirche zu Müncheberg durch das Landesjugendzupforchester Brandenburg/Berlin (LJZO) |
Verlagsausgabe | Joachim-Trekel-Musikverlag |
»Rituel« entstand auf Anregung von Christian Laier für das Landesjugendzupforchester Brandenburg/Berlin. Inspirationsquelle waren die rhythmischen Strukturen in Werken Yasuo Kuwaharas wie auch diejenigen in Strawinskis »Sacre du Printemps«.
Das Stück beginnt mit einer nervös wirkenden Einleitung, die in die Klangwelt des folgenden Rituals einführt. Die vorgestellten Elemente (Chromatik, sich überlagernde Strukturen, schroffe dynamische Gegensätze, plötzliche Unisoni) werden den musikalischen Verlauf maßgeblich mitgestalten.
Der Hauptteil beginnt als Tanz mit unregelmäßg wirkenden Rhythmen, die sich im Orchester aufschichten. Ein Thema erklingt in der Manola, das nach einer motorischen Steigerung kanonisch weitergeführt wird. Der Hauptteil endet dissonant mit grellen Ostinati, zu denen der kontemplative Mittelteil den größtmöglichen Kontrast bildet.
Eine Solomandoline stellt mit ihrem Tremologesang die Anbetung bzw. Weihe im Rahmen des Rituals dar. Am Ende dieses Abschnitts erscheint eine kleine Floskel aus dem Beginn des »Sacre« als Reverenz an Strawinski, dann führt ein hektisch ausbrechender Unisonolauf in den Tanz zurück.
Nach verkürzter Reprise des Hauptteils kehren in der Coda Elemente aus der Einleitung wieder. Eine weitere Steigerung mit rhythmischen Ostinati, diesmal jedoch nicht grell, sondern grimmig in tiefe Register, dann findet das Stück nach kurzer Reminiszenz durch die Solomandoline einen kraftvollen Abschluss.
»Rituel« wurde beim internationalen Kompositionswettbewerb »José Fernández Rojas 2010« in Logroño, Spanien mit dem 1. Platz ausgezeichnet.